In der bildenden Kunst ist die Farbenlehre ein Korpus praktischer Anleitungen zur Farbmischung und zu den visuellen Effekten einer bestimmten Farbkombination. Die auf dem Farbkreis und seiner Geometrie basierende Farbterminologie unterteilt die Farben in Primärfarben, Sekundärfarben und Tertiärfarben.

Das Verständnis der Farbtheorie reicht bis in die Antike zurück. Bereits Aristoteles (gest. 322 v. Chr.) und Claudius Ptolemäus (gest. 168 n. Chr.) erörterten, welche und wie Farben durch Mischen anderer Farben erzeugt werden können. Der Einfluss des Lichts auf die Farbe wurde von al-Kindi (gest. 873) und Ibn al-Haytham (gest. 1039) weiter untersucht und aufgezeigt. Ibn Sina (gest. 1037), Nasir al-Din al-Tusi (gest. 1274) und Robert Grosseteste (gest. 1253) entdeckten, dass es entgegen den Lehren des Aristoteles mehrere Farbwege gibt, um von Schwarz zu Weiß zu gelangen.

Modernere Ansätze zu den Prinzipien der Farbtheorie finden sich in den Schriften von Leone Battista Alberti (um 1435) und in den Notizbüchern von Leonardo da Vinci (um 1490). Eine Formalisierung der "Farbtheorie" begann im 18. Jahrhundert, zunächst im Rahmen einer parteiischen Kontroverse über Isaac Newtons Farbenlehre (Opticks, 1704) und die Natur der Primärfarben. Von da an entwickelte sie sich zu einer eigenständigen künstlerischen Tradition mit nur oberflächlichen Bezügen zur Farbmetrik und zur Sehwissenschaft.

Hintergrund

Die Farbe, als die menschliche Wahrnehmung eines natürlichen Phänomens, des Lichts, hat zahlreiche theoretische Konstrukte hervorgebracht.

Philosophen fragen sich, ob Farbe eine Eigenschaft des Objekts ist, an dem sie zu haften scheint, oder ein Konzept des Betrachters. Der erste Ansatz bestimmt die physikalische Erforschung der Strahlung.
Der zweite Ansatz, der innerhalb der linguistischen Sapir-Whorf-Hypothese, die Farbe zunächst als neuronales Konzept betrachtet, wurde durch ethnografische Untersuchungen von Farbfeldern weitgehend widerlegt.

Keiner der beiden Ansätze konnte "Farbe" definieren: Sie ignorierten die Wahrnehmung. Die Expertise von Fachleuten, Färbern und Künstlern, formuliert praktische Regeln für das Mischen von Farben, die durch Pigmente gewonnen werden. Die Phänomenologie baut auf diesen Tatsachen auf und stellt eine Farbenlehre auf, die sich auf die Wahrnehmung stützt.

Die experimentelle Psychologie im Industriezeitalter führt Protokolle zur Messung von Wahrnehmungen ein, die die Grundlage für die Farbmetrik bilden. Ihr Ziel ist es nicht, eine Farbtheorie aufzustellen, sondern physikalische Messungen mit allgemeinen Wahrnehmungen zu verbinden, um mit Sicherheit sagen zu können, dass zwei bestimmte Lichtstrahlen entweder von 2 beliebigen Menschen gleich wahrgenommen werden oder nicht, oder dass zwei Lichtsignale von 2 normal sehenden Menschen unter allen Umständen nicht verwechselt werden können. Um diese begrenzten Ziele zu erreichen, musste die Farbmetrik die Physik für die Spektralanalyse, die praktische Erfahrung und die experimentelle Psychologie für die dreifarbige Struktur der Farbwahrnehmung und die Phänomenologie für die Verfeinerung der Modelle, die die Wechselwirkung der Farben berücksichtigen, heranziehen.

Forschung

In den verschiedenen Fakultäten wird das Phänomen "Farbe" aus unterschiedlichen Perspektiven "beleuchtet" ;-).

  • Physik: Ein Schwerpunkt lag auf der Erforschung der physikalischen Abläufe, auf denen die optischen Gesetze der lichtoptischen Farberscheinungen beruhen. Dabei bildet die wellenlängenabhängige Wirkung des sichtbaren Lichtes im Kontext der elektromagnetischen Wellen die Grundlage der Untersuchungen.
  • Kunst: Seit jeher bemühen sich Künstler, insbesondere Maler, um das Verständnis der Farbphänomene. Die Wirkung auf den Betrachter und die Theorien über das Zusammenspiel der Farben stehen im Mittelpunkt.
  • Biologie: Im historischen Verlauf erklärten Physiologen, wie durch Licht hervorgerufene Reize aufgefangen, im biologischen Organismus weitergeleitet, verarbeitet und „erkannt“ werden. Schwerpunkt der Forschung ist hier die „Wahrnehmung“ im Gehirn (zu der auch die die Retina (Sinneszellen: Zapfen & Stäbchen) des Auges zählt), während und nach der Aufnahme von Lichtreizen. Es wird das ultraviolette (Wellenlänge unterhalb 380 nm) und infrarotes Licht (Wellenlänge oberhalb 780 nm) in die Untersuchung einbezogen.
  • Psychologie: Auf der Farbwahrnehmung resultieren physiologische und psychologische Wirkungen des Körpers und der Psyche. Letztere werden von Psychologen untersucht, deren Ergebnisse praktisch in der Farbtherapie, der Innenarchitektur aber auch im Marketing umgesetzt werden.